Chantalle Alberstadt, selbständig als Art Director
Bitte erzähle uns doch einmal kurz von dir persönlich:
Ich bin Chantalle, 31, im Internet kennt man mich unter „Grafikbohne“ und lebe und arbeite in Mannheim.
Was machst du aktuell beruflich? Wie lange machst du das schon?
Ich bin im 7. Jahr meiner Selbstständigkeit als Art Director. Ich betreue meine Kunden von der Konzeption und Strategie bis zur Umsetzung von Medien- und Werbemaßnahmen. Besonders spannend finde ich das Entwickeln von Marken. Logo, Corporate Design, Verpackungsdesign, Printmedien. Aber auch Online-Medien, Webdesign und Social Media. Meine Kunden müssen sich nicht zwischen einer großen Agentur oder dem Handling von vielen Freelancern entscheiden. Ich bin ihr Ansprechpartner #1 für das Marketing. Ich richte die Projekte daran aus, was meine Kunden wirklich benötigen und zu ihrem Status Quo und Ressourcen passt.
Was hast du vor der Selbstständigkeit beruflich gemacht?
Nach meinem Abitur habe ich eine Ausbildung zur Mediengestalterin für Digital- und Print in einer Werbeagentur abgeschlossen. Nach einem kurzen Zwischenstop an der Uni Mainz, habe ich mich entschieden wieder in eine Werbeagentur zurückzukehren um mehr Praxiserfahrung zu sammeln. Ich zog für knapp 2 Jahre nach München, arbeitete dort im ersten Jahr als Junior Art Director und anschließend als Art Director für große Kunden wie Hohes C und der HypoVereinsbank. Mich zog es allerdings privat wieder in die Heimat und anstelle der Vollzeit-Agenturanstellung entschied ich mich für die Arbeit auf Unternehmensseite als Art Director und baute mir die Selbstständigkeit in Teilzeit auf. Nach zwei Jahren lief meine Selbstständigkeit so stabil, dass ich zu 100 % in die Selbstständigkeit gehen konnte. Das ist nun knapp über 5 Jahre her.
Wer oder was hat dich am meisten inspiriert, deine Selbstständigkeit aufzubauen?
Ich muss ehrlich gestehen, dass ich nie ein großes Vorbild hatte. Ganz im Gegenteil – meine Eltern waren selbstständig und ich habe mir in jungen Jahren immer vorgenommen niemals selbstständig zu werden. „Selbst“ und „ständig“ habe ich schon in der Kindheit miterlebt und oft nicht verstanden, warum man sich ständig über die Arbeit unterhalten muss. Da ich allerdings schon sehr früh und immer gejobbt habe, in der Firma meiner Eltern arbeitete, neben dem Studium jobbte und immer freie Projekte neben meiner Festanstellung hatte, war Arbeiten immer Teil meines Lebens. Mit den Jahren habe ich herausgefunden und zu schätzen gelernt, dass man mit einer qualitativen Arbeit und Zuverlässigkeit immer gefragt ist. Der Aufbau meiner Selbstständigkeit kam also sehr organisch. Die einzig aktive Entscheidung habe ich aus der Vollzeitanstellung aus der Agentur in die Teilzeitanstellung auf Unternehmensseite getroffen – und das war eine reine Bauchentscheidung. Ich brauchte ein wenig Abstand zum Agenturleben und wollte meiner Selbstständigkeit eine Chance geben.
Die Freiheiten in der Selbstständigkeit meine Zeit selbst einteilen zu können, Projekte anzunehmen, für die ich brenne, mit Menschen zu arbeiten, die ich schätze und gleichzeitig beratend und gestaltend tätig zu sein, war meine große Motivation und ist gleichzeitig noch immer meine Inspiration.
Was hat dich am meisten gestört an deiner Situation vor der Selbstständigkeit?
Ich habe zuvor in zwei Werbeagenturen gearbeitet. Es ist kein Geheimnis, dass Überstunden in der Branche gängig sind und hoher Kreativdruck herrscht. Das habe ich heute auch – aber anders, weil ich es selbst entscheide. Ich bespreche mit meinen Kunden die Deadlines, ich suche mir aus mit wem ich arbeite und wie viel. Diese Veränderungen sind für mich der größte Pluspunkt und wohl das einzige, was mich an der Situation vor der Selbstständigkeit gestört hat. Die starke Fremdbestimmung in Kombination mit Kreativdruck ist etwas, das nicht jedem auf lange Zeit Freude bereitet.
Welche Sorgen hattest du bevor du dich selbstständig gemacht hast?
Ich muss ehrlich gestehen, dass ich keine großen Sorgen hatte. Das hatte zweierlei Gründe. Zum einen bin ich den Schritt in die Selbstständigkeit über die Teilzeitanstellung gegangen. Dadurch sind kontinuierlich Einnahmen generiert worden und meine Fixkosten waren abgedeckt. Das hat mir viel Druck von den Schultern genommen, direkt von Anfang an in der Selbstständigkeit maximal profitabel arbeiten zu müssen. Zum anderen: Was wäre der Worst Case? Als freie Grafikerin habe ich keine großen Investitionen zu Beginn. Hätte es nicht funktioniert, hätte ich mir nach einer gewissen Zeit eine Festanstellung gesucht. Der mögliche Gewinn war größer als das Risiko.
Wie lange hast du dafür gebraucht, bis du die Entscheidung zur Selbstständigkeit getroffen hast?
Nicht lange. Die Entscheidung zurück nach Mannheim zu ziehen ging recht fix. Anschließend habe ich mich bei diversen Werbeagenturen in der Region beworben und auf eine Hand voll Stellen auf Unternehmensseite. In einer Woche hatte ich eine Zusage, Vollzeit, als Art Director in der größten Werbeagentur in Mannheim sowie von einem international tätigen Unternehmen. Die Entscheidung selbst traf ich dann binnen 24 Stunden. Aus dem Bauch – und habe sie nie bereut.
Wie hat sich dein Leben seitdem verändert?
Ich bin noch mehr gereist – denn meinen Laptop habe ich immer dabei. Ich arbeite nur noch an Projekten, hinter denen ich zu 100 % stehe und mit denen ich mich verbunden fühle. Ich kann sehr gut beraten und darf wirklich großartige Kunden vertreten. Und tolle Kontakte konnte ich knüpfen. Alles in allem lebe ich selbstbestimmt, frei und arbeite sehr viel – aber eben auch von Herzen gerne. An jedem meiner Projekte. Es hat sich ausnahmslos positiv verändert.
Wo siehst du dich und dein Unternehmen in 5 Jahren?
Ich habe kein festes Bild von meinem Unternehmen in 5 Jahren. Ich habe weiter tolle Projekte, Projekte, die die Welt ein Stück besser machen. Verbringe meine Zeit mit Menschen, die ich schätze. Ob ich einmal Mitarbeiter habe oder nicht, das halte ich mir offen. 🙂 Wichtig ist mir: Zufrieden, authentisch und mit Herz meiner Arbeit nachgehen zu können.
Hast du irgendwelche Routinen, wenn ja welche?
Ein paar Routinen wurden in den letzten Monaten über Bord geworfen und kommen hoffentlich nach Corona zurück. Dazu zählt das Reisen.Abseits dessen müssen abends alle E-Mails abgearbeitet sein und die To Do Liste für den nächsten Tag stehen. Dasselbe gilt für das Ende der Woche. Das Abschalten funktioniert am besten, wenn alle Aufgaben sortiert sind und ich am nächsten Tag direkt starten kann!
Kannst Du ein Buch empfehlen, das Dich verändert hat oder eine spezielle Sichtweise?
Ein entspanntes Buch, das mir aber immer wieder die Augen öffnet: „Die Kunst des guten Lebens“ von Rolf Dobelli.
Welche Tipps möchtest du anderen Frauen mit auf den Weg geben?
- Vertraut auf euer Bauchgefühl – ihr habt in eurem Leben so viele Erfahrungen gemacht, dass ihr unterbewusst genau wisst, was gut für euch ist.
- Verkauft euch nicht unter Wert und steht für euch ein.
- Ihr wachst in den Situationen, die eine Nummer zu groß für euch erscheinen. Es macht euch ein bisschen Angst? Genau dann solltet ihr es tun!
Die Grafikbohne
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